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Schwager Ernst Chr. Neumann
Rudolph Koenig
Koenig, Rudolph, Dr. h.c.
 
geb.26.11.1832 Königsberg (Pr) gest. 02.10.1901 Paris
 
Feinmechaniker und Wissenschaftler für akustische Präzisionsinstrumente und Grundlagen der Tonlehre
"Rudolph Koenig ist nicht nur Konstrukteur einzigartiger feinster akustischer Geräte, die weltweit existieren, sondern selbst Erforscher dieser originellen und spezifischen Präzisionsinstrumente. Mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Akustik hat er zudem sehr wichtige Beiträge zu unserem Grundlagenwissen auf dem Gebiet der Musikwissenschaft geleistet. Silvanus P. Thompson, London, "Nature" Vol. 43, Nr. 1105 (1891) 119
Kugelresonatoren, gefertigt von R. Koenig für H. von
Helmholtz vor 1863
(16 unterschiedlich große Resonatoren aus Messing im Durchmesser von 27 cm bis 3 cm aus der "historischen instrumentensammlung" - mit freundlicher Genehming -  des Johannes-Müller-Instituts für Physiologie in Berlin).
 
 
 
 
Koenigs hohe musikalische Begabung in Verbindung mit einer ungewöhnlichen Ausbildung der Hörfähigkeit ließ ihn (ausgehend von der Ausbildung zum Geigenbauer bei J.B.Vuillaume) in Paris zu einem der bedeutendsten europäischen Feinmechaniker für akustische Instrumente werden.

 
Die manometrischen Flammen
Aus Tiegerstedt,R.: Handbuch der Physiologie.
Methodik 3.Bd. Abt. IIIb, Sinnesphysiologie
Leipzig 1914, hier III Fig. 61 S. 291

 
 
 
 
 
 
 
In seiner Pariser Werkstatt konstruierte er z.B. Apparate, die mittels manometrischer Flammen die Wirkungen und Erscheinungen des Zusammenstoßes entgegengesetzter Schallwellen graphisch aufzeichneten (Abb.). Bereits 1859 übernahm er die in Paris
eingesessene Firma Marloye und  stieß durch die Konzentration auf hochwertige akustische Instrumente innerhalb weniger Jahre in die Spitze der internationalen Elite der "contructeurs d´ instruments d´acoustiques" auf (BERNZEN, S.50). Mit Léon Scott, dem Erstbeschreiber des Prinzips, auf dem der Phonautograph beruht (1857, Lit. beim Verfasser), schloß er 1859 einen Vertrag zwecks Konstruktion eines ersten allseits bewunderten Phonautographen mit Tonwalze.
 
Die Meinungsverschiedenheit, die sich zwischen Koenig und v.Helmholtz über die Beobachtungen bei diesem Zusammenstoß zweier Töne ergaben, hat lange Zeit hindurch die Gelehrten beschäftigt. -Weiterhin stellte er Wellensirenen her und vor allem den großen Tonometer, eine Zusammenstellung von 670 Stimmgabeln die ebenso viele Tonnuancen in Bereiche von 4 Oktaven ergaben. Es hat einen Katalog seiner Werkstatt mit 300 Nummern gegeben.
 
In Königsberg besaß das physikalische und das physiologische Institut der Universität einige seiner vorzüglichen Stimmgabeln , sowie andere kostbare Apparate, die ausschließlich zu Studienzwecken benutzt wurden.
Seine Veröffentlichungen fasste er in dem Band "Quelques expériences d´ acoustique" zusammen. Mit Hermann v. Helmholtz, Rudolph Kirchhoff, Emil Du Bois-Reymond u.v.a. stand er in wissenschaftlicher Korrespondenz. Seine präzisen Apparaturen faszinierten dermaßen die wissenschaftliche Welt, dass er auf Anhieb 1862 auf der internationalen Ausstellung in London die goldene Medaille erhielt, sowie fünf Jahre später auf der Pariser Ausstellung dieselbe Auszeichnung. Der Wachsabdruck dieser Münze ist im Archiv der Franz Neumann-Stiftung erhalten (s.Abb). Die Inschrift lautet: Exposition universelle de 1867 à Paris -- Koenig -- RECOMPENSES.
1868 wurde er von Philosophischen Fakultät der Albertina zur Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste zum Ehrendoktor ernannt.

Wachsabdruck der Goldmedaille zur Pariser Weltausstellung 1867
Die Inschrift lautet: Exposition universelle de 1867 à Paris -- Koenig -- RECOMPENSES.
 
(Übergabe der Original-Gipsform 2019 an Prof. David Pantalony, PhD, Curator, Physical Sciences and Medicine Canada Science and Technology Museum Ottawa, Ontario, Canada K1G 5A3)
Bei der Jahrhundertausstellung in Philadelphia im Jahre 1876 erhielt er von der Jury den ersten Preis für die umfangreiche Sammlung seiner Apparate. Ein Teil der ausgestellten Stücke verblieben in der Universität in Toronto, der größte Bestand wurde nach Koenigs Tod von dem Collège de France aufgekauft.
 
 
Am 26. November 1832 wurde Rudolph Koenig in Königsberg (Preußen) als Sohn des Gymnasialprofessors der Mathematik, Johann Friedrich Koenig (1798-1865), geboren. Auch die Mutter, Mathilde Koenig (1806?- 1893), geborene Preuß, entstammte einer Königsberger Familie. Von ihrem Vater, dem Uhrmacher Martin Preuß (1774-?), Kneiphof, mochte der Enkel Rudolph Koenig die Geschicklichkeit für Feinmechanik geerbt und vermittelt bekommen haben. Zwei weitere Vorfahren aus der Familie Preuß, Johann (1722-1798) und Jacob (* - *), waren Orgelbauer, von denen der eine, wohl Jacob als Erbauer der Orgel (1782, aus Gause) der Löbenichter Kirche, im Jahre 1798 an der Albertina als organorum musicalium structor immatrikuliert und mit umfangreichen Umbauten an der Orgel des Königsberger Doms, der größten in Ostpreußen, beauftragt war.
 
Früh zeigte sich bei Rudolph Koenig, der als drittes Kind mit drei Schwestern (Auguste, Rosalie, Rudolph und Anna) aufwuchs, die Vorliebe für Kunst, Literatur, Musik, aber auch für Theoretische Physik. Dagegen bereitete ihm die Erlernung der humanistischen Sprachen sehr große Schwierigkeiten am Kneiphöfschen Gymnasium, an dem sein Vater unterrichtete. Die Verstimmungen zwischen Vater und Sohn gipfelten darin, dass der Sohn mit 19 Jahren, vor Erlangung des Abiturs, die Schule verließ. Gestützt auf seine sehr gute Hörfähigkeit, sein Geigenspiel, seine ausgeprägte Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit, zog er 1851 nach Paris und trat dort bei dem seinerzeit bekannten Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume (1798-1875) in die Lehre. Die Verbindung dürfte durch den genannten Großvater zustande gekommen sein, der als bekannter preußischer Uhrmacher Kontakt zu Frankreich und England gepflegt hatte.

 
Koenig blieb unverheiratet und kinderlos. Er hielt zeitlebens Kontakt zu seiner jüngeren Schwester Anna, die mit dem Königsberger Pathologen Ernst Christian Neumann, Prof. der Pathologie und Hämatologie der Albertina verheiratet war. (
www.ernst-neumann-koenigsberg.de ).
 
Koenig wurde auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt. Das Urnengrab existiert nicht mehr.
 
 
Literatur:
 
Neumann, H.: Ein berühmter Königsberger Erfinder, Dr.h.c.Koenig  zu seinem 100. Geburtstag, Königsberger Hartungsche Zeitung. Nr. 552 vom 24.11. (1932a), 2. Blatt Abendausgabe Stadtspiegel
 
Neumann, Helene:  Manuskript zu dem Aufsatz: Rudolph Koenig: Zum hundertsten Geburtstag eines Königsbergers,
Königsberger Allgemeine Zeitung, Abendausgabe, 1.Beiblatt, Freitag 25. 11. (1932b)
 
Neumann-Redlin von Meding, E.:  Koenig, Rudolph, Dr.h.c.. Zum 100.Geburtstag des Königsberger Feinmechanikers und Wissenschaftlers. Königsberger Bürgerbrief 57 (2001) 37-40
 
Pantalony, D.A.: Rudolph Koenig (1832-1901), Hermann v.Helmholtz (1821-1894)) and the birth of modern Acoustics. Dissertation (Doctor of Philosophy) Institute for the History  and  Philosophy of Science and Technology (IHPST) Toronto, Ontario,Canada 2002
www.chass.utoronto.ca/utmusi/koenig/home.html/
 
Pantalony, D.A.: The Koenig Sound Analyzer. Analyzing Sound in the Nineteenth Century. Scientific Instrument Society Bulletin 68 (2001) 16-21
Rudolph Koenig (circa 1876)
Radierung von Helene Neumann
laut Pantalony  nach Miller (1935)
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